Als Mutter auf dem Weg zum Comeback: Ulrike Maisch

Ulrike Maisch als strahlende Mutter mit ihrem neun Monate alten Sohn Emil. (Foto: Burkhard Ehlers)

Als im Januar die Nachricht die Runde machte, dass Ulrike Maisch Mutter geworden war, hat kaum jemand daran gedacht, dass die 34-Jährige neun Monate später an einem Comeback bastelt. Sie selbst auch nicht. "Ich hatte zwar schon vor der Geburt daran gedacht, noch mal ein bisschen was zu machen. Doch dann lief es besser als erwartet", erzählt die Marathonläuferin vom 1. LAV Rostock, die zu einem privaten Kurztrip mit Sohn Emil an der Küste weilt.

Im Norden ist die Überraschungs-Europameisterin von 2006 ‒ damals siegte sie in Göteborg in 2:30:01 Stunden ‒ allerdings nicht mehr häufig anzutreffen. Vor knapp drei Jahren folgte sie ihrem heutigen Ehemann Richard Friedrich ins Bayerische. Die junge Familie wohnt mittlerweile in Landsberg am Lech ‒ rund 820 Kilometer trennen sie von Rostock und Trainer Klaus-Peter Weippert. Doch darin sieht Ulrike Maisch kein Handicap. "Ich bin ehrgeizig genug, die Trainingspläne, die ich per E-Mail bekomme, umzusetzen", sagt die Läuferin, die derzeit überwiegend allein "Kilometer frisst" ‒ mittlerweile bis zu 200 die Woche.

Dass Mutterglück und Leistungssport nicht einfach unter einen Hut zu bringen sind, gesteht die Läuferin freimütig: "Manchmal fehlt eine Oma in der Nähe. Aber ,Richi' macht zu Hause, was er kann, und es gibt eine tolle Babysitterin." Zusammen mit dem Ehemann trainieren, würde sowieso nicht gehen. "Er läuft auf einem anderen Niveau als ich, hat gerade vor ein paar Tagen in München seinen zweiten Marathon in 2:19 Stunden absolviert", erzählt Ulrike Maisch. Ein Wechsel zu Richard Friedrichs Trainer Günter Zahn kommt für sie nicht in Frage. "Klaus-Peter Weippert hat auch in schwierigen Phasen an mich geglaubt, er weiß, wie ich fühle und denke", steht die junge Mutter zu ihrem Heimcoach.

Der sieht die Erfolgsaussichten seines Schützlings, noch einmal in die Spitze zurückzukehren "bei 50:50 ‒ wenn sie gesund bleibt". Das weiß auch Ulrike Maisch, die nach dem EM-Gewinn immer wieder Probleme mit dem rechten Fuß hatte. Haglundferse nennen die Mediziner das, was der Laie als Fersensporn kennt. "Eigentlich war der Fuß der Grund dafür, dass Emil gekommen ist", lacht Maisch. Es sei damals wirklich nicht mehr gegangen ‒ "ich hatte die Nase voll". Doch während und nach der Schwangerschaft war sie plötzlich beschwerdefrei, erst jetzt, bei höherer Belastung spürt sie ihren Fuß wieder. Und setzt Grenzen: "Auf eine weitere OP habe ich keine Lust. Wenn's schlimmer wird, dann ist eben Schluss."

Am kommenden Sonntag erwägt Ulrike Maisch einen Start beim Marathon in Frankfurt/Main. "Wenn ich mich dazu entschließe, will ich ohne Druck laufen", sagt sie. "Ich war Europameisterin, habe an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen teilgenommen. Ich muss nichts mehr beweisen", so die gebürtige Stralsunderin, die gesteht: "Der größte Anreiz für mich wäre eine Zeit unter 2:30 Stunden." Damit könnte sogar Olympia 2012 ins Visier rücken...

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