Anna Rüh bangt nach einer Welle des Erfolgs um ihre EM-Teilnahme

Bangt um die EM-Teilnahme: Diskuswerferin Anna Rüh vom SC Neubrandenburg. (Foto: I. Hensel)

Die deutschen Leichtathletik-Meisterschaften am Wochenende in Ulm könnten für Mecklenburg-Vorpommern ein historisches Ergebnis bringen – leider kein erfreuliches. Es ist nämlich durchaus möglich, dass mit den Europameisterschaften vom 12. bis 17. August in Zürich erstmals seit der Wende ein großer internationaler Titelkampf ohne Athleten aus MV stattfindet.

Nach dem verletzungsbedingten Aus für Stabhochspringerin Martina Strutz und Siebenkämpferin Julia Mächtig (beide SC Neubrandenburg) muss auch deren Klubkameradin Anna Rüh um den EM-Start bangen. Ausgerechnet die junge Diskuswerferin, die in den vergangenen beiden Jahren für viel Furore gesorgt hat, bleibt derzeit hinter den eigenen Erwartungen zurück. 2012 war die gebürtige Greifswalder U20-Weltmeisterin, Zehnte der Olympischen Spiele und Vierte der EM, 2013 holte sie den U 23-EM-Titel. Und jetzt? Gibt es erstmal eine kleine Delle in der Entwicklung. "Ich wollte in dieser Saison meine Bestleistung von 64,33 Meter weiter verbessern, hatte fest mit einer Steigerung gerechnet", sagt die 21-Jährige.

Doch es kam anders. Zwar warf Anna Rüh zu einem frühen Saisonzeitpunkt beachtliche 64,13 Meter – doch das war's bis heute. Das Pech der 1,86 Meter großen Athletin: In keiner Disziplin hat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) derzeit eine solche Leistungsdichte wie im Diskuswerfen der Frauen. Und so gibt es drei Athletinnen, die momentan vor der Neubrandenburgerin rangieren: Nadine Müller (Halle/Saale/Bestweite 68,69 m), Julia Fischer (Berlin/66,04) und Shanice Craft (Mannheim/65,38). Das bedeutet für Anna Rüh, dass sie in Ulm mit einer großen Weite auf Platz eins oder zwei landen muss, wenn sie doch noch nach Zürich fahren will. Die Blondine ist fest entschlossen, ihre Chance zu nutzen. "Wenn ich nicht an mich glauben würde, bräuchte ich in Ulm gar nicht antreten", sagt sie. Sie weiß, dass sie sich in allen athletischen Bereichen gesteigert hat, aber "mir stehen schon die ganze Saison technische Probleme im Weg". Was bei Anna Rüh besonders schwer wiegt, denn sie ist im Schnitt gut 20 Kilogramm leichter als ihre Kontrahentinnen und holt Weiten vor allem aus ihrer guten Technik.

Für Trainer Dieter Kollark ist das Problem eine Kopfsache. "Anna hat nach den Erfolgen der letzten Jahre geglaubt, dass es immer so weitergeht", meint der erfahrene Coach, der mit seinem Schützling an der Überwindung der Blockade arbeitet. Die junge Athletin will es unbedingt zwingen. "Vielleicht gelingt ja in Ulm doch noch ein optimaler Wurf", hofft sie. Ihr ist aber auch klar, dass von vier starken Athletinnen eine zu Hause bleiben muss. "Es wäre schlimm, wenn ich das wäre. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das wäre, wenn ich die EM vor dem Fernseher erleben würde", hat Anna Rüh aber auch schon an ein Scheitern gedacht. Doch sie gibt sich kämpferisch: "Ich habe in Ulm nichts zu verlieren. Und wenn doch, dann hoffe ich, dass ich davon in der nächsten Saison profitieren kann."

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