Auf dem Weg nach London – Speerwerfer Mark Frank im Interview

Mark Frank hat die achten Plätze gebucht ? wie schon 2009 bei der Heim-WM in Berlin. (Foto: I. Hensel)

Speerwerfer Mark Frank vom 1. LAV Rostock ist stets mit dabei, wenn es um nationale und internationale Meisterschaften geht. Im Jahr 1999 bei den U23-Europameisterschaften wurde der gebürtige Neustrelitzer bereits Dritter, es folgten drei WM-Teilnahmen und zahlreiche Medaillen bei Deutschen Meisterschaften. Nur die Teilnahme an den Olympischen Spielen fehlt noch.

Frage: Draußen lassen die ersten Sonnenstrahlen Frühlingsgefühle aufkommen. Wie ist das vorolympische Feeling bei Mark Frank? Wie verlief das Wintertraining?

Mark Frank: Na ja, mit dem vorolympischen Feeling ist das so eine Sache. Das berühmte Kribbeln gibt es längst noch nicht. Wir sind ja noch immer mitten in der winterlichen Vorbereitung, die gilt es zunächst einmal, optimal zu meistern. Ich trainiere ja täglich bis zu drei Stunden. Mit der physiotherapeutischen Vor- und Nachbereitung nimmt das schon einen jeweils einen Vormittag in Anspruch. Bis Dezember gab es Grundlagen-Training, seit Januar widme ich mich dem Kraft-Training und mittlerweile wird dieses Kraft-Training immer spezieller. Der Anteil der Würfe, mit Speer oder Kugel, am täglichen Training nimmt nun immer mehr zu.

Frage: Sie sind seit 13 Jahren immer wieder vorn mit dabei – national und international. Was soll die Saison 2012 möglichst für Sie bereithalten? Was sind die heimlichen Ziele?

Mark Frank: Natürlich ist die Qualifikation zu den Olympischen Spielen das ganz große Ziel. Dort war ich noch nicht, dorthin möchte ich. Aber: Mit den Europameisterschaften in Helsinki gibt es außerdem eine hochkarätige Meisterschaft, die für mich persönlich einen ähnlichen Stellenwert hat wie ein olympischer Wettkampf. Gerade im Speerwerfen kommen 90 Prozent der Weltklasse-Leute aus Europa, wenn man dort vorn mit dabei ist, ist das schon eine ganz großartige Leistung. Das könnte dann auch Rückenwind für London bedeuten, das Selbstvertrauen stärken. Aber: Eine sportliche Saison ist voller Unwägbarkeiten. Insbesondere ich kann davon ein Lied singen. Schnell können eine Verletzung oder ein lästiger Technik-Fehler die ganze Saison ruinieren. Darum plane ich erst mal noch gar nicht so weit. Man soll ja bekanntlich den ersten Schritt nicht vor dem zweiten setzen.

Frage: Überhaupt hat es das Jahr 2012 leichtathletisch in sich. Anfang März finden die Hallen-Weltmeisterschaften (ohne Speerwerfen) statt, dann folgen jede Menge Meetings, die Grand-Prix- bzw. Diamond-League-Veranstaltungen, die Deutschen Meisterschaften, die Europameisterschaften und letztendlich die Olympischen Spiele. Wollen Sie alles mitnehmen oder konzentrieren Sie sich voll und ganz auf Olympia?

Mark Frank: Alles kann man sicher nicht mitnehmen. Olympia und die EM sollten aber schon echte Highlights werden, sofern alles optimal läuft. Ab Anfang März werde ich mir dann meinen Terminkalender zusammenstellen, strebe auch Starts bei den Diamond League-Meetings an, die nicht nur sportlich einen Gradmesser darstellen, sondern auch finanziell lukrativ sind. Viele Top-Leute nutzen die Gelegenheit bei den großen Meetings, auch zur Selbstüberprüfung. Da möchte ich natürlich nicht fehlen.

Frage: Sie trainieren beim 1. LAV Rostock und bei Trainer Ralf Skopnik. Was zeichnet den Leichtathletik-Standort Rostock und Ihren Trainer aus?

Mark Frank: Ich bin seit 1997 in Rostock und kann sagen: Vieles hat sich deutlich zum Besseren verändert. Da ist das neue Stadion zu nennen, die renovierte Laufhalle, das ganze Drumherum hat sich sehr positiv entwickelt. Allerdings bin ich ja auch örtlich nicht unbedingt gebunden. Ich kann natürlich den Standort wechseln, wenn die inneren und äußeren Bedingungen einmal nicht optimal sind. So gibt es beispielsweise im März ein dreiwöchiges Trainingslager in Südafrika und im April folgt dann ein zweiwöchiges Trainingslager in Portugal – da ist die Witterung dann doch ein wenig günstiger für das Training. Insgesamt kann ich schon sagen, dass die Leichtathletik in Rostock lebt. Und mein Trainer Ralf Skopnik war für mich in den vergangenen 15 Jahren stets ein guter und kompetenter Ansprechpartner, der nun für den letzten Feinschliff sorgt. Mich muß niemand mehr führen, ich bin ja keine 18 mehr, aber ich brauche mitunter wichtige Tipps und Ratschläge, z.B. zur Technik. Und da kann mir Ralf Skopnik schon sehr helfen.

Frage: Wenn Sie die letzten 13 Jahre Revue passieren lassen, was waren für Sie die Highlights in Ihrer Karriere?

Mark Frank: Im Jahr 1997, als ich nach Rostock kam, fand ich die Lust am Speerwerfen wieder. Und seitdem gab es vor allem sechs sehr schöne Wettkämpfe für mich: die Bronzemedaille bei den U23-Europameisterschaften 1999, die drei WM-Teilnahmen 2005, 2009 und 2011, der deutsche Meistertitel 2009 und nicht zuletzt der ISTAF-Wettkampf 2005 in Berlin vor 55.000 Zuschauern, als ich meine Bestweite warf. Ich hoffe, auch 2012 hat sehr erfolgreiche Momente für mich parat.

Frage: Ihre Bestleistung steht bei 84,88 Meter. Geht da noch etwas?

Mark Frank: Meinetwegen könnte da längst schon eine andere Weite stehen. Aber irgendwie hat es immer nicht geklappt. Natürlich möchte ich schon sehr gern mit einer noch besseren Weite abtreten, aber es läßt sich bekanntlich nichts erzwingen. Am besten wäre, es gelingt eine ganze Saison auf konstant hohem bzw. weitem Niveau, dann könnte es mit einer neuen Bestweite klappen.

Frage: Olympia ist für jede Sportlerin und für jeden Sportler der absolute Höhepunkt. Die Rostocker Leichtathletik brachte eine ganze Reihe erfolgreicher leichtathletischer Olympionikinnen bzw. Olympioniken hervor. Was verbinden Sie persönlich mit den Olympischen Spielen? Welche Bedeutung haben für Sie ganz speziell die Olympischen Spiele?

Mark Frank: Ich bin da – nur wegen des sportlichen Wettkampfes – nicht so euphorisch. Letztendlich bringt jede internationale Meisterschaft, ganz gleich ob sie unter Olympia, WM oder EM firmiert, neue, ganz besondere Herausforderungen mit sich. Ich werte da untereinander nichts ab. Auch ein Erfolg bei einem hochklassigen internationalen Meeting ist etwas ganz Außergewöhnliches. Bei Olympia kommt allerdings der Rahmen hinzu: Es ist ein Riesen-Ereignis mit Athleten der verschiedenen Sportarten, die ein gutes Miteinander anstreben, neue Freundschaften sowie Bekanntschaften knüpfen wollen, Gedankenaustausch betreiben und ein tolles, sportliches Fest zelebrieren. Und das möchte ich 2012 erleben.

Dann alles erdenklich Gute für Sie!

Zurück