Christian Jagusch stößt die Tür zur Hallen-EM weit auf

Kugelstoßen kann auch unterhaltsam sein, wenn die gegenwärtig noch verletzten Doppelweltmeister David Storl (Chemnitz) und Europameisterin Christina Schwanitz (Thum) nicht mit von der Partie sind. Beim 16. Meeting der starken Frauen und Männer hatten am Sonnabend in der Sporthalle Sassnitz-Dwasieden neben 250 Zuschauern vor allem Christian Jagusch (SC Neubrandenburg) und Tobias Dahm (VfL Sindelfingen) Spaß.
Beide übertrafen die Norm für die Hallen-EM vom 6. bis 8. März in Prag (19,70 Meter) und haben beste Aussichten, die deutschen Farben neben dem noch verletzten Storl in der tschechischen Metropole zu vertreten. "Das hat riesigen Spaß gemacht", freute sich Jagusch – der einzige Drehstoß-Techniker in der deutschen Spitze. Der 22-Jährige gestand, dass er mit der Siegerweite von 19,87 Meter "nicht unbedingt gerechnet" hatte. Damit verbesserte er seine persönliche Bestleistung mit der 7,26 Kilogramm schweren Kugel um 13 Zentimeter – und das, obwohl der angehende Bundespolizist in den vergangenen Wochen im Prüfungsstress stand. Jetzt liebäugelt der sympathische Hüne auch mit der Freiluft-WM Ende August in Peking. "Beim Drehstoßen kann immer mal einer rausrutschen", hofft Jagusch. Die Norm beträgt 20,50 Meter.
Tobias Dahm hatte in Sassnitz im ersten Versuch 19,76 Meter vorgelegt. "Das kam für mich überraschend, leider war die Spannung danach ein wenig raus", ärgerte sich der 27-Jährige dennoch ein wenig. Hinter dem Spitzenduo steigerte sich der junge Neubrandenburger Dennis Lewke (21) auf 19,15 Meter und unterstrich, dass mit ihm mit Blick auf die U23-EM im Juli in Tallinn zu rechnen ist. Der noch 18-jährige Patrick Müller (SCN), der zuvor den Nachwuchswettbewerb mit der Sechs-Kilo-Kugel mit 19,76 Meter für sich entschieden hatte, landete im Männerfeld mit 18,27 Meter auf Rang vier.
Leider konnten die Frauen (EM-Norm 17,70 Meter) nicht an das Niveau ihrer männlichen Kollegen anknüpfen. Den Sieg sicherte sich Josephine Terlecki (SC DHfK Leipzig) mit 17,17 Metern. Dahinter landeten Denise Hinrichs (TV Wattenscheid/16,92) und die U18-Weltmeisterin von 2009, Lena Urbaniak (LG Filstal/16,85). Die Neubrandenburger Diskus-Spezialistin Anna Rüh reihte sich mit 16,58 Metern auf Rang fünf ein. Sie war dennoch nicht unzufrieden – zum einen mit ihrer persönlichen Bestweite, zum anderen, "weil der Wettkampf eine willkommene Abwechslung war", so die 22-Jährige. Noch vier Zentimeter weiter als Anna Rüh stieß deren Klubkameradin Claudine Vita (18), die sich damit in der Nachwuchs-Konkurrenz souverän behauptete. Vita strebt wie mehrere viele andere Talente aus MV die U20-EM im Juli im schwedischen Eskilstuna an.
Für Bundestrainer Sven Lang, den Heimcoach von David Storl, war das Kugelstoßmeeting auf der Ostsee-Insel eine runde Sache. "Zweimal die Norm für die Hallen-EM bei den Männern, das ist überaus erfreulich", konstatierte der 52-jährige einstige Zehnkämpfer. Allerdings war auch Lang nicht entgangen, dass bei den Frauen in der Spitze hinter Schwanitz derzeit ein großes Loch klafft.