Die JWM im Visier - Schweriner Athleten wollen nach Kanada

Edelmetall bei Jugendmeisterschaften und gute Platzierungen im Hallen-Länderkampf: Kugelstoßer Eric Millrath und Sprinter Patrick Kuhn vom Schweriner Sportclub wollen nun zur Junioren-Weltmeisterschaft (19. bis 25. Juli 2010) nach Kanada.

Erfolg motiviert und … macht süchtig nach mehr. Erst Siege mit Bestleistungen bei den Norddeutschen Meisterschaften in Hannover, dann Edelmetall im bundesweiten Kräftemessen der 18- und 19-Jährigen in Halle/Saale. Gleich zwei SSC-Leichtathleten qualifizieren sich für den Dreiländerkampf in der Halle zwischen Frankreich, Deutschland und Gastgeber Italien Anfang März.

Eric Millrath belegte in seinem ersten internationalen Auftritt im Kugelstoßen Platz 3 mit 17,38 Metern. Patrick Kuhn kam gegen die starke Konkurrenz über 200 Meter als Zweiter in 21,93 Sekunden ein und trug dazu bei, dass die deutsche 4-x-200-Meter-Staffel in 1:26,92 Minuten siegen konnte. Die Freiluft-Weltmeisterschaften der U20 im Sommer in Kanada sind jedoch für Kugelstoßer Eric und Sprinter Patrick das erklärte Ziel. Klaus Schimmagk stellt die hoffnungsvollen Athleten vor.


Über zwei Meter groß und 130 Kilogramm schwer und diese Maße gekoppelt mit einer gehörigen Portion Schnellkraft – damit wuchtete Eric Millrath die 6 Kilogramm schwere Eisenkugel in Halle/Saale auf 17,82 Meter. Dafür gab‘s als Äquivalent eine Silbermedaille bei den deutschen Meisterschaften der A-Jugend. Und eine Nominierung für die Nationalmannschaft zum traditionellen Länderkampf mit Frankreich und Gastgeber Italien am 6. März in Ancrona.

Gleich im ersten Versuch setzte der Schüler für Gestaltung und Medientechnik mit Abitur am Schweriner Fachgymnasium seine Bestmarke und wurde hinter Schaly Yannik aus Halstenbek aus Schleswig-Holstein, der genau 18,00 Meter weit stieß, überraschend Zweiter und landete seinen größten nationalen Erfolg.

Dieses Silber toppt natürlich die sechs Landestitel und überstrahlt auch das Gold bei den Norddeutschen Meisterschaften drei Wochen zuvor in Hannover, wo die Kugel bei 17,60 Meter einschlug. Mit diesen Weiten um 18 Meter und Platz drei in der Bestenliste etabliert sich der erst 18-jährige in der nationalen Spitze dieser Altersklassen.

Leistung wie Medaille sind verdienter Lohn für das siebenmalige wöchentliche Üben bei Trainer Thomas Schuldt und die bedingungslose Unterstützung durch seine ebenfalls sportliche Eltern, wie bei deutschen Meisterschaften den Sohnemann stets begleiten. "Ich fühle auch mich sehr wohl in der Trainingsgruppe, in der wir uns gegenseitig anspornen.

Es wäre allerdings schön und wichtig, wenn sich die materiellen Bedingungen - vor allem die für das Krafttraining - in unserer Wurfhalle verbessern würden. Denn je besser die Kraft- und Schnellkraftwerte, je günstiger sind sie auch für die Stoß- und Wurfleistungen." Er denkt dabei an seine ebenfalls talentierte Sportkameraden und an sich sowie schon zwei, drei Jahre weiter. Dann nämlich startet er bei den Männern und mit der 7,26-Kilogramm-Kugel …

An Motivation fehlt es in dem jugendlichen Hünen nicht. Sein Motto: "Wenn ich etwas will, dann schaffe ich es auch!" So will er dieses Jahr im Freien unbedingt 18,50 Meter stoßen, die gleichbedeutend sind mit der Qualifikations-Norm für die Junioren-WM in Kanada.

"Ich bin ein Wettkampftyp, kann mich da fast immer verbessern, so dass eine weitere Steigerung um 70 Zentimeter im Freien drin sind. Wichtig ist, dass ich gesund bleibe und das Angleiten und Umspringen noch besser packe." So weit zu den Nahzielen. Aber auch das sportliche Fernziel ist klar: Er will den Leistungssport professionell betreiben. So wie eines seiner Vorbilder, der Neubrandenburger Kugelstoßer Ralph Bartels.


Differenzen im Bereich von tausendstel Millimeter sind sonst nur in hochsensiblen Bereichen wie der Feinmechanik/Optik, der Hydraulik oder Mikroelektronik üblich. Allerdings auch im Leichtathletik-Sprint. Für den gutwilligen Beobachter und Fan dieser Sportart sind diese Millimeter Unterschiede zwar erklär- und nachvollziehbar.

Trotzdem wünscht er sich eine gewisse Nivellierung: Der Verband hätte dem SSC-Sprint-Talent Patrick Kuhn bei den Hallenmeisterschaften in Halle/Saale statt der Bronzemedaille ebenfalls Silber umhängen sollen. Denn lediglich 4/1000 Sekunden war er dem zweitplatzierten Namensvetter Patrick Domugala aus Mannheim unterlegen. Anders ausgedrückt: Für den Schweriner Patrick, Schützlinge von Trainer Andreas Rändler, wies das Zielbild eine Zeit über 200 m 21,659 Sekunden aus, für den Mannheimer Patrick 21,655 Sekunden. Offiziell gehen in die Ergebnislisten für die Hallenrunde für beide 21,66 Sekunden ein.

Wäre es nicht besser für die Motivation gewesen, beiden Silber zu geben? "So ist nun mal der Leistungssport: Wenn Tausendstel entscheiden, da muss man das akzeptieren. Und Bronze ist doch auch eine schöne Medaille", freut sich der 18-Jährige. "Für mich ist wichtig, dass ich nun zur deutschen Spitze im Sprint gehöre. Außerdem bin ich nur zwei Hundertstelsekunden hinter dem Sieger eingekommen", erklärt der Schüler des Schweriner Sportgymnasiums selbstbewusst.

Hinzurechnen muss man, dass das 1,80 Meter große und 75 Kilogramm schwere Läuferass die 60 Meter als Vierter beendete. Auch hier gewann Roy Schmidt aus Jena. Dessen Siegerleistung von 6,86 Sekunden entspricht genau der Bestleistung von Patrick. Die hatte er bei den Norddeutschen Meisterschaften drei Wochen zuvor aufgestellt. 6,90 Sekunden standen am Ende für ihn zu Buche, 2/100 Sekunden fehlten an der Medaille …

Hoffnungsvoll stimmt nicht nur, dass Patrick seine Meisterschaftsmedaille mit ungeheurem Kampfgeist holte. Er zeigte den so oft beschworenen "Biss", und der Erfolg treibt ihn zusätzlich an. Außerdem, und das ist ebenso wichtig, verliert er nie seine läuferische Lockerheit. Diese Eigenschaften sind wohl das Geheimnis, warum es Patrick mit nur zwei Jahren ernsthaftem Training in die deutsche Spitze brachte.

Allerdings lief er schon in der Schule, er ist in dem winzigen Prignitzdorf Lobeofsund zuhause, weitaus Älteren spielend davon. Sein Sportlehrer förderte sein außergewöhnliches Talent und brachte ihn schließlich ans Sportgymnasium. Hier will er sich austesten.

Dann ist auch sein großes Ziel die U20-WM in Kanada. "Ich will über 100 Meter 10,55 oder 10,60 Sekunden rennen, um mich zu qualifizieren“, nickt er und ballt die Fäuste.

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