Ein Leben für die Leichtathletik: Christiane Schmalbruch

Eine der erfolgreichsten Seniorensportlerinnen Deutschlands: die Rostockerin Christiane Schmalbruch. (Foto: privat)

Wegen ihrer guten Sprintleistungen als Jugendliche beim Sportverein Fortschritt Forst wurde Christiane Schmalbruch nach dem Abitur 1954 vom neu gegründeten SC Empor Rostock angeworben. Ihre berufliche Ausbildung absolvierte sie in Rostock an der medizinischen Fachschule, gründete eine Familie mit dem Sprinter Horst Schmalbruch und blieb dieser Stadt und auch der Leichtathletik bis heute treu.

Seit Beginn ihrer Beziehung zur Leichtathletik bis zum heutigen Tag legte sie lediglich bei der Geburt ihrer drei Töchter eine größere Pause ein – doch ihr "Trainingsfleiß" hielt sich in all den Jahren immer in Grenzen. So erzielte sie ihre beste Weitsprungleistung von 5,86 Metern schon für die HSG Uni Rostock startend erst 1966. Mit ihr und anderen "Überläufern vom Leistungssport beim SC Empor zum Freizeitsport bei der HSG Uni" wurde sehr oft der Hochschulpokal der DDR gewonnen.

Ab Anfang der 70er Jahre gab es "Kleine Meisterschaften der DDR" (offen ab dem 19. Lebensjahr), von denen alle Leichtathleten der DDR-Leistungszentren ausgeschlossen waren. Christiane startete ab 1977 bis 1980 bei diesen kleinen Meisterschaften jeweils im Weitsprung und über 60 Meter, gewann alles und wurde somit achtfache "Kleine Meisterin der DDR". Ab 1981 wurden am ersten Tag der DDR-Meisterschaften, aber nur vormittags, einige Disziplinen der Altersklassen eingeführt. Der Weitsprung und die 60 Meter gehörten bei den Frauen dazu. Dadurch gewann sie bis 1990 zwölf Goldmedaillen und durch drei Niederlagen im Sprint auch drei Silbermedaillen.

Zu den eindrucksvollsten Erlebnissen zählt sie ihre erste Teilnahme an der Europameisterschaft 1990 in Budapest (Ungarn), bei der sie mit dem neuen Weltrekord im Weitsprung von 5,25 Meter in der W50 auch die erste internationale Goldmedaille gewann. Bei ihrem ersten WM-Start 1991 in Turku (Finnland) gewann sie mit 5,02 Metern den Weitsprung und überzeugte auch damalige Mitstreiterinnen davon, dass sie mit dem für diese Weite erforderlichen Laufvermögen auch eine Startberechtigung für die 4 x 100 Meter Staffel nachgewiesen hätte. Mit der Staffel gewann sie dann ihre zweite Goldmedaille. Ab der EM 1992 in Kristiansand (Norwegen) startete sie dann auch über 100 Meter und natürlich im Weitsprung. Beide Disziplinen wurden von ihr gewonnen!

Ein Jahr darauf wagte sie es, neben dem Weitsprung und den 100 Metern auch im Hoch- und Dreisprung zu starten. Dazu kam wegen ihrer guten Sprintleistung bei allen Meisterschaften ein Start in der Sprintstaffel, aber nur als Startläuferin. Ihr Sprint- und Sprungvermögen reichten im Dreisprung immer zu überlegenen Siegen und im Hochsprung trotz einer katastrophalen Technik zu einigen Weltrekorden und auch immer zu einer Medaille. Bis auf eine Ausnahme gab es bis 2004 bei fünf Starts auch immer fünf Medaillen. Die einzige Ausnahme war 1995 bei der WM in Buffalo (USA) ein vierter Platz über 100 Meter. Viermal Gold gab es meistens, im Weit- und Dreisprung und in der Staffel immer und 2002 bei der EM in Potsdam sogar fünf Goldmedaillen. In den drei Sprungdisziplinen reichten ihre Leistungen ab der W55 bis W70 bis auf Weit W70 immer für neue Weltrekorde.

Nach der Silbermedaille im Hochsprung bei der WM 2005 in San Sebastian (Spanien) verletzte sich Christiane beim Weitsprung, was fast zwei Jahre Wettkampfpause nach sich zog. Erst 2007, jetzt schon in der AK W70 und in ihrem vielleicht letzten Wettkampfjahr, startete sie zunächst bei der DM, gewann drei Titel und anschließend bei der WM in Riccione (Italien) mit der Staffel nur vier Titel. Das Sprint- und Hochsprungfinale fanden zeitgleich in verschiedenen Stadien statt. Sie hatte sich trotz der besten Vorkampfleistung gegen den Sprint entschieden. 2008 startete sie dann doch noch bei den DM mit wieder drei Titeln und entschied sich auch ein Jahr später, noch einmal bei der WM in Lahti (Finnland) an den Start zu gehen. Mit dem Staffelsieg wurden es erstmalig bei einer WM fünf Goldmedaillen für sie.

Das schien es dann wohl doch gewesen zu sein mit den Wettkämpfen. Jede neue Altersklasse scheint aber doch oft eine neue Motivation auszulösen. So wollte Christiane auch 2012, inzwischen in der W75, bei der Hallen-DM in Erfurt wieder in das Wettkampfgeschehen einsteigen. Sie stürzte aber im 60 Meter Lauf so schwer, dass der "nur Schlüsselbeinbruch" als gutes Ergebnis angesehen werden konnte, aber weitere Wettkämpfe damit auch endgültig auf Eis gelegt schienen. Die Hallen-WM in Budapest (Ungarn) war 2014 dann aber noch einmal der Auslöser für Christiane, ihre internationalen Wettkämpfe dort zu beenden wo sie 1990 mit der ersten Goldmedaille begonnen hatte. Mit drei neuen Weltrekorden siegte sie im Weit-, Hoch- und Dreisprung. Ein großer Abschluss einer erfolgreichen Seniorenlaufbahn, wenn er das denn war.

Bei nur 14 Teilnahmen an Deutschen Seniorenmeisterschaften ab 1992 erkämpfte die am 8. Januar 1937 geborene Christiane Schmalbruch 31 Gold-, drei Silber- und vier Bronzemedaillen. Bei 19 Teilnahmen an internationalen Meisterschaften errang sie 63 Gold-, neun Silber- und vier Bronzemedaillen. Am 1. Juni 2014 wird Christiane immer noch mit 18 Europa- und elf Weltrekorden geführt.

Auf diese Erfolge wird Christiane Schmalbruch immer voller Stolz zurückblicken können. Lassen wir uns einfach von einer eventuellen Fortsetzung überraschen.

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