Heimsieg beim U23-Länderkampf in Rostock

Von Thomas Schäfer
Norddeutsche Neuste Nachrichten

Heimsieg für die deutschen Leichtathleten am Sonnabend in Rostock. Beim U23-Länderkampf hielt das DLV-Team Gegner Polen mit 239,5:179,5 Punkten auf Distanz. Wie schon vor zwei Jahren in Stettin waren dabei sowohl die Frauen (121:89) als auch die Männer (118,5:90,5) unseren östlichen Nachbarn überlegen. Diesmal war es eine weitaus klarere Sache als 2006 in Stettin, wo die Gäste nur hauchdünn mit 206:199 gewannen.
Eines deutschen Erfolges in der abschließenden 4x400-m-Staffel der Männer hätte es nicht mehr bedurft, schon vorher waren die Gastgeber nicht mehr einzuholen. Dennoch wurde bis zum Schluss verbissen gekämpft. Clever ließ der deutsche Schlussläufer Thomas Schneider seinen polnischen Widersacher zunächst passieren, um ihn im Endspurt locker abzuhängen.
"Ich bin mit der mannschaftlichen Geschlossenheit der deutschen Nationalmannschaft sehr zufrieden. Es gab nicht eine Disziplin, in der wir nicht um die Siege und die vorderen Platzierungen mitkämpfen konnten", freute sich Junioren-Nationaltrainer Dietmar Chounard.
Für die herausragenden Einzelleistungen sorgten ebenfalls die Deutschen. Stabhochspringerin Silke Spiegelburg überquerte die Olympianorm von 4,50 m und scheiterte nur knapp an 4,70 m. Die EM-Sechste reist als Favoritin zu den Deutschen Meisterschaften am kommenden Wochenende nach Nürnberg, wo sechs deutsche Stabhochspringerinnen um drei Olympiatickets kämpfen.
Spiegelburgs Vereinskamerad Malte Mohr (TSV Bayer 04 Leverkusen) machte es ihr kurz darauf nach, gewann souverän mit 5,60 m. Fünf Siegpunkte mit ausgezeichneten Vorstellungen steuerten auch die Sprinter Daniel Schnelting (LAZ Rhede) über 200 m (20,66 s) und Stefan Schwab (TSV Schwarzenbek) über 100 m (10,31 s) sowie Diskuswerfer Martin Wierig (62,98 m) bei.
Echte Freude wollte beim 22-Jährigen trotzdem nicht aufkommen. Bereits eine Woche zuvor hatte der Mann vom SC Magdeburg in Rostock mit 63,09 m einen raus gehauen, doch in beiden Fällen fehlte zur Olympianorm (64,50 m) eben noch ein kleines Stück. Aufmunternde Worte gab es von zwei früheren Weltklasse-Werfern. Denn sowohl der 84er Olympiasieger Rolf Danneberg, Heimtrainer des Drittplatzierten vom Sonnabend, Marcus Münch (LG Wedel-Pinneberg), als auch Bundestrainer und amtierender Weltrekordler Jürgen Schult beobachteten die Konkurrenz.
Gänzlich anders hatte sich Lokalmatador Silvio Schirrmeister seinen Start über 400 m Hürden vorgestellt. Der Neubrandenburger, einziger MV-Vertreter, lief als Vierter und damit Letzter in 52,23 s durchs Ziel. "Schon nach 100 Metern war ich platt, hatte scheinbar einen Kobold in den Beinen", meinte er missmutig. Nur zu gern hätte er an seinen Sieg bei den Norddeutschen Meisterschaften in Rostock angeknüpft. "Es war eine große Ehre für mich, hier zu starten. Ich habe gemerkt, dass die Leute stolz darauf sind, dass ich dabei bin." In Nürnberg will sich der U20-Europameister des vergangenen Jahres wieder von einer besseren Seite zeigen.
Die Freude über den deutschen Sieg war dennoch groß. Bei der Siegerehrung im Rostocker Stadthafen ließ sich das DLV-Team feiern, anschließend erlebten beide Delegationen das maritime Flair der Hansestadt bei einer Hafenrundfahrt.
Dietmar Chounard: "Rostock hat einen hervorragenden Wettkampf vorbereitet, war ein sehr guter Gastgeber. Beide Mannschaften haben sich hier zu Hause gefühlt. Das Wetter spielte anfangs nicht ganz so mit, aber am Ende konnte Rostock auch von der Wetterseite glänzen. Deswegen ist die deutsche Mannschaft glücklich, dass wir hier zu Gast sein durften, und ich denke, das war nicht das letzte Mal."


Ross Jamieson als Edel-Fan aus Neuseeland

Der am weitesten gereiste Zuschauer am Sonnabend war mit großer Sicherheit der Neuseeländer Ross Jamieson. Einst wollte er Sportjournalist werden, mittlerweile arbeitet er für die Regierung seines Landes. "Fantastisch" fand er die Europameisterschaften 1986 in Stuttgart, die er auf Einladung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes erlebte. Seitdem kehrt er alle paar Jahre zurück, um sich während seines Urlaubs Leichtathletik-Wettbewerbe anzusehen. Vorige Woche erlebte er in Ratingen unter anderem die geglückte Olympia-Qualifikation seiner Landsfrau, der Siebenkämpferin Rebecca Wardell, mit. Anschließend fuhr er nach Rostock zum Länderkampf weiter.
Dabei traf er auch den früheren Rostocker Langstreckler Matthias Weippert wieder, mit dem ihn seit einem Besuch bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften 1998 in Rhede eine enge Freundschaft verbindet. Ross Jamieson lernte im Laufe der Jahre viele deutsche Leichtathletik-Stars persönlich kennen. Einst pflegte er auch einen regen Briefwechsel mit dem früheren Zehnkampf-Weltrekordler Guido Kretschmer.
Verständigungsprobleme hat Jamieson nicht. Auf der Abendschule lernte er ein paar Wochen Deutsch, die meisten seiner Gesprächspartner können zudem ein paar Brocken Englisch. Doch woher rührt das Interesse an Deutschland? Das hänge mit seiner Herkunft zusammen, erklärt der "Kiwi". Seine Vorfahren stammen aus der Altmark, wanderten 1890 nach Neuseeland aus.


Stimmen vom U23-Länderkampf Deutschland - Polen

Jürgen Schult, Bundestrainer Diskuswurf: Ich habe den Länderkampf den Berlin-Brandenburgischen Meisterschaften vorgezogen, um die Diskus-Konkurrenz mit Martin Wierig sowie Marcus Münch zu sehen und hier an meiner früheren Wirkungsstätte alte Bekannte wiederzutreffen. Die Bedingungen für die Werfer waren optimal.

Andrea Philipp, 1999 WM-Dritte über 200 m: Als Athletensprecherin des Deutschen Leichtathletik-Verbandes habe ich die Möglichkeit, nach meiner aktiven Karriere etwas zurückzugeben. Da Rostock für mich vor der Tür liegt, war es selbstverständlich, dass ich mir den Länderkampf angucke.

Silke Möller, Ex-Weltklasse-Sprinterin: Das Kommen hat sich gelohnt. Allein schon, weil das Wetter besser geworden ist - nein, nur ein Spaß! Wir haben einige schöne Ergebnisse gesehen, das war schon interessant. Besonders fiebere ich nach wie vor mit den Sprintern mit.

Mark Frank, Speerwerfer: Es hat mich gefreut, dass Rostock wieder einen hochkarätigen Wettkampf austragen durfte. Wir haben einige sehr gute Leistungen gesehen. Solche sportlichen Highlights sollte es hier regelmäßig geben. Ein Lob an die Organisatoren!

Silke Spiegelburg, Stabhochspringerin: Der erste und der zweite Versuch über 4,70 m fühlten sich sehr gut an. Jetzt muss einmal alles zusammen kommen, dann hoffe ich, dass ich diese Höhe dieses Jahr noch schaffe. Am besten natürlich bei den Olympischen Spielen.

Christiane Schmalbruch, Senioren-Weltmeisterin: Besonders gern schaue ich den Weitsprung, das ist auch meine Lieblingsdisziplin. Die Teilnehmer am Länderkampf sind offensichtlich Könner, das sieht richtig gut aus. Meine aktive Zeit lasse ich jetzt langsam ausklingen.

Impressionen vom U23-Länderkampf finden Sie auch auf der Veranstaltungswebsite im Internet (www.lav-rostock.de/lk).

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