Klaus Baarck 70: Der Weg zur Spitze ist ein sehr schmaler Grat

Jubilar Klaus Baarck beim Training mit Enkelin Janika. (Foto: H. Brosin/Nordkurier)

Am 9. August feierte Klaus Baarck seinen 70. Geburtstag. Der gebürtige Demminer war 1962 Gründungsmitglied des SC Neubrandenburg und ist seit 1971 als Leichtathletik-Trainer tätig. Im Interview spricht er über seinen Erfahrungen als Trainer in mehr als vier Jahrzehnten.

Sie sind jetzt 70 Jahre alt. Ist das nicht ein guter Grund, um in den Ruhestand zu treten?
Baarck: Es bleibt dabei: Solange ich gesund bin, Spaß an der Arbeit und vor allem auch Athleten habe, mache ich weiter.

Sie trainieren momentan Ihre Enkelin Janika und sind seit vielen Jahren Mehrkampftrainer. Wird Janika also folgerichtig Siebenkämpferin?
Baarck: Das muss überhaupt nicht sein. Sie hat großes Talent auf vielen Gebieten. In einer Einzeldisziplin hätte sie sogar mehr Möglichkeiten. Aus ihr könnte, glaube ich, auch eine sehr gute Langsprinterin oder Weitspringerin werden.

Was muss ein Leichtathlet mitbringen, um im Leistungssport erfolgreich zu sein?
Baarck: Talent gehört sicher dazu. Noch wichtiger aber ist der eiserne Wille – sich durchsetzen, durchbeißen. Der Wille ist das A und O. Und den vermisse ich heutzutage bei zu vielen. Und die Eltern müssen dahinter stehen, denn es ist ein entbehrungsreicher Weg. Eine ständige Gratwanderung. Ja, der Weg zur Spitze ist ein sehr, sehr schmaler Grat. Und bei allem Ehrgeiz, Willen und Fleiß – ein wenig Glück gehört wie überall dazu, um ganz oben anzukommen.

In vielen Sportarten ist ein deutlicher Rückgang bei der Anzahl der Kader zu verzeichnen. Worin sehen Sie die Ursachen für diese Entwicklung?
Baarck: In den vergangenen Jahren sind sehr viele Sportarten, auch Fun-Sportarten, dazugekommen. Die wenigen Talente werden dadurch in viele Richtungen gestreut. Dazu kommt die gewisse Härte, die man mitbringen muss, um im Leistungssport zu bestehen. Einige schaffen das nicht. Nicht zuletzt gibt es weiter den scharfen Schnitt beim Übergang vom Gymnasium in die Lehre oder zum Studium. Da verlieren wir zu viele. Eine Schlussfolgerung müsste sein, die Talentsichtung massiv voranzutreiben. Aber da mangelt es oftmals an Kräften, um diese Arbeit zu leisten.

Neben der Kadersituation ist die Trainerfrage sicher ein weiteres Kernproblem. Wie schätzen Sie da die Situation ein?
Baarck: Was den Trainernachwuchs betrifft – die Lage ist sehr angespannt. Nicht nur beim SCN, deutschlandweit. Studienplätze bleiben leer, weil der Beruf des Trainers an Attraktivität verloren hat. Wer möchte schon von einer Mischfinanzierung leben, seine Existenz permanent gefährdet sehen? Und von denen, die vom Studium kommen, gehen viele ins Ausland, weil dort zum Beispiel die Bezahlung besser ist. Außerdem: Die Erfahrungen der älteren Trainer, das ist meine Einschätzung, sind nicht mehr gefragt, werden viel zu wenig genutzt. Dieter Kollark und Hans-Jürgen Ansorge machen beim SCN weiter, obwohl sie schon im Rentenalter sind – ein Glück. Denn es fängt an zu bröckeln im Trainerbereich. Was nützen die guten äußeren Bedingungen, wenn Trainer oder Athleten fehlen.

Haben Sie anlässlich Ihres runden Geburtstages einen besonderen Wunsch?
Baarck: Ganz privat wünsche ich mir, dass ich noch viele Jahre gesund mit meiner Frau verbringen kann, die in all den Jahren die meisten Entbehrungen hinnehmen musste. Für den SCN hoffe ich, dass es uns gelingt, die noch funktionierenden Strukturen zu erhalten, dass nicht irgendwann alles auseinanderbricht. Die Gefahr ist da. Und da wäre noch etwas: Ich bin durch meine Arbeit viel in der Welt herumgekommen. Ich war unter anderem auch in Syrien und in der Ukraine. Jetzt ist dort Krieg, Menschen sterben, viele Städte, ja ganze Regionen werden zerstört. Die Berichte von dort – von Bekannten, Freunden und Sportlern – sind wirklich erschütternd. Mehr Frieden täte der Welt gut.

Was hätten Sie mit den Erfahrungen von heute früher anders machen?
Baarck: Als junger Trainer macht man auch Fehler. Es wäre schön, wenn man die jetzigen Erfahrungen gleich am Anfang haben könnte. Dann bedauere ich es sehr, dass ich während meiner Laufbahn als Trainer Fremdsprachen zu sehr vernachlässigt habe. Ich bin, wie gesagt, viel in der Welt herumgekommen. Eine Fremdsprache wäre da oft sehr hilfreich gewesen.

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