Olympia-Kandidaten im Portrait: Diskuswerferin Franka Dietzsch

Von Ralf Jarkowski
Deutsche Presse-Agentur

Sonnenstrand statt Sommerspiele: Beim Kurzurlaub im heimischen Koserow auf der Insel Usedom verarbeitete Franka Dietzsch (SC Neubrandenburg) ihr Olympia-Trauma. Doch schon am Tag nach ihrer Peking-Absage schmiedete die dreimalige Diskuswurf-Weltmeisterin wieder Pläne. Ihr Ziel ist die Heim-WM 2009 in Berlin. „Wenn ich abtrete, dann möchte ich vernünftig abtreten. Das haben viele vor mir nicht geschafft. Ich habe jetzt ein volles Jahr zur Vorbereitung“, sagte die 40-Jährige. „Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren“, verkündete sie als Lebens-Motto auf ihrer Homepage. Ihr großer Traum, im fünften Anlauf endlich die ersehnte Olympia- Medaille zu gewinnen, ist geplatzt. „Olympia hat bei mir noch nie richtig geklappt. Da ist jetzt ein bisschen Traurigkeit dabei.“ Denn das Kapitel Olympia hat sich für die Vorzeige-Athletin des SC Neubrandenburg für immer erledigt. „London 2012? Um Gottes Willen! Ich mache definitiv keine Olympischen Spiele mehr.“ Zumindest das Wetter war gestern ein Traum, als Franka Dietzsch mit Schwester und Nichte zum Strand ihres Heimatdortes Koserow zog.

Die Olympia-Saison war ein Albtraum. „Bis März lief alles optimal, dann stellten sich gesundheitliche Probleme ein. Manchmal war ich ratlos. Und zum Schluss war es nur noch eine Quälerei. Die Nerven lagen bei mir und meinem Trainer blank, oft gab ein Wort das andere. Zehn Wochen Quälerei ohne Sinn, nur ein Lichtblick. Was soll denn da noch rauskommen?“, meinte die Weltklasse-Diskuswerferin, für die ab heute in Neubrandenburg schon wieder der graue Alltag beginnt. „Ich muss so viel erledigen. Und trainieren. Ich bin nicht fit genug, und dafür muss ich einfach was machen“, erklärte sie.

Mit einem „Freifahrtschein“ des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) wollte die Seniorin unter den Leichtathleten nicht nach Peking düsen – selbst ein Überredungsversuch von DOSB-Präsident Thomas Bach konnte sie nicht mehr umstimmen.

Sie kam in Kienbaum einfach nicht in Form, im Training kaum mal über 60 Meter, die Olympia-Norm hat sie auch nicht erfüllt. „Lieber nicht teilnehmen als schlecht teilnehmen“, sagt Franka Dietzsch. Die ohnehin bescheidenen Medaillenhoffnungen der deutschen Leichtathleten – Experten rechnen mit drei bis sechs Plaketten – sind durch die Absage noch gedämpft worden.

Als ihr langjähriger Trainer Dieter Kollark resignierte, zog auch Franka Dietzsch die Notbremse. 70 Meter wollte sie im Olympia-Jahr werfen, ihre persönliche Bestleistung (69,51 Meter) selbst mit 40 noch einmal übertreffen. Doch in Kienbaum segelte die Scheibe kaum einmal weiter als 57 Meter.

„Natürlich hätte ich die schöne Reise nach Peking mitmachen können“, sagte die Olympia-Vierte von 2000: „Aber ich wollte mich dort nicht vorführen lassen.“

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