Olympia-Kandidaten im Portrait: Siebenkämpferin Sonja Kesselschläger

Von Karsten Lehmann
Deutsche Presse-Agentur

Sieben Leichtathletinnen und Leichtathleten bereiten sich derzeit auf die Olympischen Spiele in Peking (08.08. - 24.08.08) vor. In Zusammenarbeit mit der OSTSEE-ZEITUNG stellt ihnen der Leichtathletik-Verband Mecklenburg-Vorpommern seine Hoffnungsträger für Spiele in China vor. Heute: Siebenkämpferin Sonja Kesselschläger vom SC Neubrandenburg.

Die Doppelbelastung liegt hinter ihr. Am Freitag gab Siebenkämpferin Sonja Kesselschläger ihre Diplom-Arbeit ab. Nun liegt der Fokus der angehenden Betriebswirtin auf der Olympia-Vorbereitung. Am Samstag startete sie in ein Trainingslager nach Südafrika. Die Soldatin der Sportfördergruppe Rostock wirkte zuletzt gehetzt, nur mit einem perfekten Zeit-Management schaffte sie ihr Pensum. Zeit zum Ausspannen – momentan Fehlanzeige. „Wenn ich einen freien Tag hätte, müsste ich endlich mal meine Pflanzen umtopfen“, scherzt die 30-Jährige und streicht sich durch ihre roten Haare, ihrem Markenzeichen. „Seit ich in Neubrandenburg wohne, sind die Haare immer kürzer und immer röter geworden.“

Seit 13 Jahren lebt die in Finsterwalde geborene Kesselschläger in der Vier-Tore-Stadt. Zusammen mit ihrem Freund Sascha Steiner (36) wohnt sie in einem Plattenbau in der 6. Etage. „Vom Balkon aus kann man auf den Tollensesee schauen, selbst von der Küche aus sieht man auf einen Wald. Das ist unser kleines Stück Natur.“ Kesselschläger liebt die Natur – und deshalb zieht es sie im Urlaub in den Norden. Norwegen oder Schweden sind die Ziele. „Mein Freund und ich sind seit zwölf Jahren zusammen. Wir haben noch nie Urlaub im Süden gemacht“, verrät sie und fügt hinzu: „In der Ruhe Skandinaviens zu wandern, zu angeln und zu lesen – da können wir entspannen.“ Auswandern ist für sie kein Thema: „Da bin ich zu feige. Ein Sommerhäuschen am Fjord wäre jedoch ein Traum.“ Und in dem dürfte Freund Sascha wie in der heimischen Küche für seine Sonja zaubern. „Mein Freund kocht bei uns. Standardgericht ist Nudeln, Jagdwurst und Tomatensoße.“

So bodenständig ihre kulinarische Vorliebe ist, so bodenständig ist ihr Wesen. „Ich möchte weiter in MV leben, nicht so weit weg von meinen Eltern.“ Ihre Familie ist ihr wichtig. „Meine Eltern haben mich bei allem unterstützt.“ Und das zahlte sich aus: 1995 gewann sie ihren ersten deutschen Meistertitel in der B-Jugend. Zehn Jahre später wurde sie zum ersten Mal deutsche Meisterin im Seniorenbereich.

Nun heißt das Ziel Olympia 2008 in Peking – es wären nach Athen 2004 ihre zweiten Spiele. „Es wird eng. Die Qualifikation wird heiß umkämpft werden. Doch wenn ich es nicht schaffen könnte, würde ich die Strapazen im Training nicht auf mich nehmen“, gibt sich die 1,78 Meter große und 64 Kilogramm schwere Athletin selbstbewusst. „Ich bin der Typ: ganz oder gar nicht.“ Und deshalb will sie den Einstieg ins Berufsleben noch um ein Jahr verzögern. Die WM 2009 in Berlin soll der krönende Abschluss der sportlichen Karriere werden.

Bis dahin ist noch ein wenig Zeit. Hartes Training in Südafrika steht an – „und ein wenig Entspannung“, hofft Kesselschläger. Diese will sie in der Zauberwelt von Harry Potter finden. Der letzte Band ist mit im Gepäck. Im Buch findet Harry Potter seine große Liebe. „Die habe ich schon“, sagt sie. Zeit zum Heiraten? „Da haben wir noch keine konkreten Pläne.“ Abgesteckt ist dagegen der Olympia-Fahrplan. Beim Meeting im Juni in Ratingen soll das Peking-Ticket gelöst werden – ohne Magie und Zauberstäbe.

Mehr: Sonja Kesselschläger im Internet www.sonja-kesselschlaeger.de.

Zurück