Ralf Bartels nimmt Abschied von der großen Leichtathletik-Bühne
Die letzte Ehrenrunde seiner langen Laufbahn drehte Ralf Bartels mit seinem Nachfolger, mit Doppelweltmeister David Storl, vor knapp 55.000 Zuschauern beim 72. ISTAF im Berliner Olympiastadion. Im für ihn letzten großen Wettbewerb hatte der Neubrandenburger sein Sportgerät noch einmal auf 19,08 Meter befördert. Doch jetzt ist unwiderruflich Schluss für den Neubrandenburger Kugelstoß-Recken ‒ nach weit über 20 Jahren Leistungssport.
Mit seiner sympathischen Art hat Bartels, der 1991 zum SC Neubrandenburg wechselte, viele Freunde gefunden hat ‒ in Mecklenburg-Vorpommern und weit darüber hinaus. "Es war eine gute Karriere, in der ich viel erlebt habe", sagt der gebürtige Stavenhagener, der ab Oktober an der Trainerakademie in Köln die A-Lizenz erwerben will. Anschließend kann sich der Sportsoldat eine Karriere als Coach bei der Bundeswehr vorstellen, später vielleicht sogar als Kugelstoß-Bundestrainer.
15 Jahre hat Bartels ‒ heute 35 ‒ in der Weltspitze mitgemischt, dabei auch so manchen Strauß mit seinem Trainer Gerald Bergmann ausgefochten. Am Ende zählte immer der Erfolg, und den gab es reichlich. Acht internationale Medaillen hat der in seinen besten Zeiten rund 130 Kilogramm wiegende 1,86-Meter-Mann gewonnen. Er war zweimal WM-Dritter (2005 und 2009), er war Europameister (2006) und Halleneuropameister (2011). Nur olympisches Edelmetall fehlt in seiner beachtlichen Sammlung. 2004 wurde er Achter, 2008 in Peking verletzte er sich vor dem Start, im vorigen Jahr verpasste er gehandicapt durch eine Knieverletzung das Finale. Seine Bestweite aus dem Jahre 2009 hört sich immer noch gut an: 21,37 Meter. In der Halle stieß er die 7,257 Kilogramm schwere Eisenkugel 2010 sogar auf 21,44 Meter.
Ausgerechnet im letzten Jahr seiner Karriere lief nicht alles so, wie sich Ralf Bartels das vorgestellt hatte. Die WM in Moskau verpasste er, weil er die Qualifikationsnorm nicht packte. Überhaupt lag die 20-Meter-Marke nur noch selten im Bereich des Möglichen. Der Familienvater reagiert darauf, wie er es immer getan hat ‒ ehrlich: "Mit meinen Saisonergebnissen wäre ich bei der WM wahrscheinlich gar nicht durch die Quali gekommen", räumt der achtmalige deutsche Meister ein. "Und Tourismus wollte ich auch in meinem letzten Jahr nicht betreiben."
Jetzt also der Tag des Abschieds. "Ich werde nicht in Tränen ausbrechen, aber die Emotionen werden schon da sein", ist der 35-Jährige sicher. "Wahrscheinlich kommen sie aber erst sehr viel später, nach der Saison. Dann wird man schon etwas vermissen." Vorher wird Bartels bei kleinen Meetings noch einmal die Kugel wuchten. Auch in MV sagt er sportlich Tschüs: Zusammen mit David Storl und der WM-Zweiten Christina Schwanitz geht er am 8. September beim launigen "Strandkugelstoßen" in Binz an den Start. Wer da zuerst in der Summe seiner Versuche auf 100 Meter kommt, hat gewonnen.