Schulsportkonferenz Leichtathletik in Rostock

Dr. Hartmut Preuß (re.) und Dr. Matthias Weippert bei der Datenanalyse. (Fotos: C. Thürkow)

Etwa 50 SportlehrerInnen und TrainerInnen nahmen an der diesjährigen Schulsportkonferenz Leichtathletik - einer Kooperationsveranstaltung von Leichtathletikverband MV, Hochschulsport der Universität Rostock, IQMV und der Sportjugend MV - teil.

In seinem Impulsreferat ging Dr. Matthias Weippert (Institut für Präventivmedizin der Universität Rostock) kurz auf das Konzept sensibler Phasen der kindlichen Entwicklung ein: Potentiell besonders fruchtbaren Phasen der motorischen Entwicklung stehen heute oftmals Faktoren gegenüber, die die motorische Leistungsfähigkeit negativ beeinflussen. Wenig natürliche Bewegungsräume, Straßenverkehr, Medienkonsum, Verinselung, soziale Herkunft, Fehlernährung, Übergewicht und damit verknüpfter Bewegungsmangel sind nur einige Faktoren, die mit einer reduzierten körperlichen Leistungsfähigkeit einhergehen können.

Weippert hob dabei insbesondere die Bedeutung des Sportunterrichts hervor: "Qualitativ hochwertiger Sportunterricht erhöht signifikant die körperliche Aktivität und erreicht alle Kinder!". Wobei für eine signifikante Verbesserung koordinativer und konditioneller Leistungen eine Übungs- bzw. Trainingshäufigkeit von mindestens drei Einheiten/Woche vonnöten ist. Weippert betonte außerdem, dass die Effekte regelmäßiger Aktivität und somit auch des Sportunterrichts weit über die Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit hinausgehen. Auch Konzentration und Aufmerksamkeit, sowie das Arbeits- und Sozialverhalten können positiv beeinflusst werden, wie viele Studien eindrucksvoll zeigen.

Dass die Realität an den Schulen leider allzu oft ein völlig anderes Bild zeigt, belegten auch zahlreiche Diskussionsbeiträge der Teilnehmer. Mitunter können nicht einmal zwei wöchentliche Sportstunden durch den Fachlehrer abgesichert werden - vom Ideal der täglichen Sportstunde ist man noch ganz weit entfernt. Hier bietet sich die Zusammenarbeit von Schule und Vereinen geradezu an. Erstaunlich und bedenklich war wiederum Weipperts Aussage, dass trotz einer hohen Rate an Vereinsmitgliedschaften, nur ein geringer Prozentsatz der deutschen Grundschüler die Minimumempfehlung von 60 Minuten körperlicher Aktivität/Tag erreicht - nämlich gerade einmal 15%.

Wie notwendig die von Trainingswissenschaftlern, Medizinern und Sportpädagogen geforderte regelmäßige körperliche Aktivität wäre, belegten dann anschließend auch die von Prof. Peter Hirtz (Greifswald) vorgestellten Studien eindrucksvoll. Gemessen am schon schlechten deutschen Durchschnitt schneiden Kindergartenkinder in Mecklenburg-Vorpommern signifikant schlechter bei Tests ab, die z.B. Sprungkraft, Sprungkoordination, Gleichgewicht und Auge-Hand-Koordination überprüften.

Dr. Hartmut Preuß vom Hochschulsport der Universität Rostock stellte mit dem Projekt "Kinder (K)können" eine umfassende Erhebung aktueller körperlicher Leistungsdaten von Schülern in Mecklenburg-Vorpommern vor, die zukünftig als Orientierungshilfe für die Leistungsbewertung von Schülern dienen soll. Dass hier ein äußerst sensibler Bereich des sportpädagogischen Handelns berührt wurde, zeigte auch die anschließende Diskussion, an die der Vortrag von Wolfram Otto (Sportjugend MV, Martinschule Greifswald) perfekt anknüpfte.

Hier offenbarte ein engagierter und erfahrener Praktiker seine Gedanken und Lösungsansätze für einen motivierenden Sportunterricht, der alle Schüler erreicht und zu einem außerunterrichtlichen Sporttreiben animieren kann. Dabei unterlegte er seine Ausführungen mit aktuellen Ergebnissen der Hirnforschung, die die Bedeutung und Filterung von Informationen und somit auch die Bewertung des eigenen sportlichen Handelns durch bewusst und unbewusst erlebte Emotionen hervorhoben.

In der Tradition vergangener Fachtage fand nach der gemeinsamen Mittagspause die praktische Ausbildung zu den leichtathletischen Bereichen Laufen, Springen und Werfen statt. Hier zeigten Jan und Christine Dreier vom schleswig-holsteinischen Leichtathletik-Verband und Dr. Matthias Weippert (LVMV) variantenreich neue Übungs- und Trainingsformen sowie methodische Reihen für den Technikerwerb. Die vielfach positiven Rückmeldungen der Teilnehmer bestärkten die Veranstalter in dem Entschluss, diese Fortbildungsveranstaltung auch in den nächsten Jahren fortzuführen.

Referent Jan Dreier hat für alle Teilnehmer der Schulsportkonferenz und alle weiteren interessierten Handouts ausgearbeitet. Diese sind unter dem folgenden Link "www.lk-weiche.de" abrufbar.

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